Original - Text / - Bild aus der Leipziger Volkszeitung (LVZ) vom 2. Juli 2007:

 Blick hinter die Kulissen im Dorf

Heimatverein Frankenheim - Lindennauendorf will mit Parcours Miteinander im Ort fördern

Frankenheim. "Ist das spannend." Christa Andrä schaut fasziniert auf die Miniaturspindeln, die Holzspielzeugmacher Wolfram Liebe an der Drechselbank fertigt. Der 52 - jährige Frankenheimer hatte am Sonnabendnachmittag seine Werkstattüren weit geöffnet und stellte zahlreichen "Dorfbewohnern" sein seltenes Handwerk vor. "Die Idee ist nicht von mir, sondern vom Heimatverein Frankeheim - Lindennauendorf."

Dessen Chef Jens Schwertfeger entwickelte vor zwei Jahren gemeinsam mit

Jörg Böttger den Heimatparcours. "Wir möchten unseren Leuten den Heimatgedanken näher bringen und das nicht nur beim Heimatfest." Daher baten sie Handwerker wie Liebe um Hilfe.

"Sein Schaufenster sehen wir jeden Tag, aber was sich dahinter verbirgt, das macht neugierig", so Schwertfeger. Besonders "Zugezogene" würden die neue Heimat meist überhaupt nicht kennen.

Kurz vor vierzehn Uhr füllt sich der Platz an der Alten Eiche. Zuerst setzt sich der kleine Tross Richtung Gewerbegebiet in Bewegung. Fahrzeugbau Frank ist der erste Treffpunkt. "Ich muss doch wissen, was in der Gegend los ist", findet Rudolf Jähner und folgt der kleinen Besuchergruppe durch die Reparaturhalle. Iris Liebner muss ihren 15-jährigen Sohn Markus noch antreiben: "Vielleicht kannst du hier oder in einer Handwerksfirma einen Praktikumsplatz finden."

Christine Zimmermann und Michael Ziegner sind schon zu Orgelbaumeister Reinalt Klein geeilt. Noch können sie den Fachmann allein befragen. immerhin ist Klein der einzige seiner Zunft in der ganzen Region. "Wie entsteht der unterschiedliche Klang?", will Zimmermann genau wissen. Das Material der Orgelpfeifen sei nicht allein entscheidend, erläutert der Orgelbauer. Dann nimmt Klein einen "Streicher" in die Hand und bringt die dünne Orgelpfeife zum Klingen. "Wie ein Streichinstrument hört sich das an, aber noch nicht perfekt", so der Orgelbauer. Zum Entsetzen seiner Gäste sägt Klein kurzerhand zehn Zentimeter ab. "Ich verändere jetzt noch den Kastenbart und dann passt's."

Zimmermann ist sichtlich gerührt: "Wahnsinn, davon haben wir als Laien gar keine Ahnung."

Bei Spielzeugmacher Liebe werden unterdessen bei vielen Besuchern Kindheitsträume wach. "Da muss ich gleich an früher denken", schwelgt Margit Thamm in Erinnerungen. Die 69-jährige Lindennauendorferin hätte sich die Arbeit eines Spielzeugmachers so kompliziert nicht vorgestellt: "Ich dachte das kann jeder, der eine Werkbank hat." Holz - und Leimgeruch liegen in der Luft. Liebe zeigt winzige Pinzetten und Mini-Bohrer. "Viele Artikel produzieren wir für Erwachsene Sammler", erklärt sein Sohn Jörg. Der 31-jährige würde gern mehr für Kinder fertigen, aber da seien die Chinesen eben billiger.

Liebe's Familienunternehmen exportiert in achtzehn Länder weltweit. "In Japan haben wir sehr treue Kunden", erzählt Liebe Junior mit Stolz.

"Schade, dass dieses Jahr weniger Leute beim Heimatparcours dabei sind", ärgert sich Ortswehrleiter Dieter Zechel. Zwei "Alteingesessene", Heidrun und Eckard Groitzsch, ist das egal: "Der Heimatparcours ist super. Wo können unsere Kinder sonst etwas über ihren Heimatort erfahren?"

Text: Ulrike Witt