Original - Text / - Bild aus der Leipziger Volkszeitung (LVZ) vom 18.10.2015:

 Bei Familie Liebe werden Kinderträume wahr
Frankenheimer Familienbetrieb lädt zum Tag des traditionellen Handwerk
in seine Holzspielzeugwerkstatt

Juniorchef Jörg Liebe präsentiert seine Produkte in der Drechslerei.                                Text und  Foto: Ulrike Witt (LVZ)

MARKRANSTÄDT. Einmal im Jahr öffnet Familie Liebe in Frankenheim ihre Werkstatt.

Zum Tag des traditionellen Handwerks können Neugierige den Holzspielzeugmachern in der Rückmarsdorfer Straße über die Schulter schauen, dabei sein, wenn Traktoren, Würfel-Mosaiks, Kreisel oder Miniaturen für Puppenstube und Kaufmannsladen gefertigt werden. „Wir verarbeiten nur Holz aus dem Auwald, alles zertifiziert aus nachhaltigem Anbau unter Aufsicht des Sachsenforst gewachsen und geschlagen“, erklärte Seniorchef Wolfram Liebe gestern den Besuchern.
Ein Jahr trocknen die Baumscheiben an der Luft, bevor sie zu Spielzeug werden. Am Automaten, „Jahrgang 1952 wie ich“, sagte Liebe schmunzelnd, entstehen in der Drechselei Zwirnrollen, elf Millimeter groß, wahlweise aus Buche oder Ahorn. Nichts für Kinderhände, aber bei Sammlern wie alle Miniaturen im Maßstab 1 zu 12, sehr beliebt.
„Wir stellen zwar auch Spielzeug für Kinder ab drei Jahren her, aber der Markt ist hart umkämpft. Bei Miniaturen sieht das anders aus: In Sachsen sind wir die einzigen, in ganz Deutschland gibt es nur drei Firmen, die Mini-Spielzeug in dieser hohen Qualität produzieren“, erläuterte Juniorchef Jörg Liebe. Der 39-Jährige leitet inzwischen den 1987 gegründeten Betrieb. Der Vater musste damals noch fünf Jahre um seinen Gewerbeschein kämpfen. Wie der 63-Jährige hat der Sohn in Seiffen Spielzeugmacher gelernt, seinen Meister gemacht und Ehefrau Corinna kennengelernt. Die 40-Jährige zeigt Gästen gerade den Maschinenraum, wo gesägt, gefräst und geschliffen wird. Nebenan in der Endmontage warten Zinnguss, Pinsel und Farbe. „Ehrlich gesagt, hatte ich nicht erwartet, dass wirklich alles Handarbeit ist. Ich dachte, hier werden in China vorgefertigte Teile zusammengesetzt. Ich bin angenehm überrascht“, gestand Volker Voigt aus Paunsdorf. Er sieht Wolfram Liebe zu, wie der an der Drechselbank Kinderkreisel fertigt. Sechs Rohlinge pro Stunde, mehr sind „handmade“ nicht drin. Dahinter am Halbautomaten wird ein neues, speziell nach Bedarf gebautes Fassonmesser eingesetzt. Statt Mini-Rädern sind jetzt Mini-Figuren mit Hut an der Reihe.
Ines Ritter, die mit Ehemann Veiko aus Schildau angereist ist, haben es Lämpchen, Stühle und alles fürs Puppenhaus angetan. „Das erinnert mich an meine Kindheit“, sagt sie strahlend. Seit Jahren liefern die Frankenheimer in alleWelt, vor allem nach Japan, Schweden und in die Schweiz. „Unsere Aufträge bekommen wir übers Internet oder bei kleineren Messen. Einige Kunden haben wir noch von der Nürnberger Spielzeugmesse mitgebracht, wo wir 20 Jahre vertreten waren. Heute lohnt sich das nicht mehr, die Standgebühren sind zu hoch geworden“, verriet Wolfram Liebe.
Produziert und geliefert wird bei Liebes das ganze Jahr, nicht nur vor Weihnachten. Seit 27 Jahren ein Renner in der Produktpalette ist der lenkbare Traktor mit Anhänger. Bei dessen Anblick schlagen gestern nicht nur die Herzen von kleinen Jungs höher. Ullrich Grafe aus Markkleeberg ist ganz begeistert: „Handarbeit ist immer etwas Besonderes. Ich fertige aus Spaß Schwibbögen und Schmuck. Daher weiß ich, wie viel Arbeit darin steckt.“